27. SONNTAG im Jahreskreis

Evangelium nach Matthäus (21,33-44)

Der Sozialpsychologe Erich Fromm schrieb in 1976 ein viel beachtetes Buch: „Haben und Sein“. Hierin zeigt er, wie sehr - damals schon - die Gesellschaft vom Haben und Habenwollen bestimmt ist. Der westliche Mensch möchte alles besitzen, haben und in den Griff bekommen, nicht nur Gegenstände, sondern auch die Natur oder seine Mitmenschen. Durch ausbeuterisches Wirtschaften und unkontrollierte Technisierung treibt er die Schöpfung in die Erschöpfung; durch die Abgabe von Schadstoffen und Abfällen und den übermäßigen Verbrauch ökologischer Ressourcen zerstört er die eigene Existenzgrundlage Er will recht haben, Wahrheit haben, ein gutes Image haben. Gewinnsucht, Machtstreben münden oft in Gier, Neid, Gewalt und Aggression. Erich Fromm - der kein Christ war - rüttelt auf und hofft, dass die Menschen die Leere eines nur aufs Haben ausgerichteten Lebens erkennen. Erkennen wir jetzt - 50 Jahre später - die Leere schon?

Die Mahnungen von Erich Fromm erinnern an die Beispielgeschichten von Jesus, in denen dieser die Fixierung auf Besitz und Reichtum anprangert: Denken wir an die Mahnung an den Kornbauern, der seine Scheunen füllt und vergisst, dass der Tod ihm einmal alles nehmen wird. „Du Narr“, sagt Gott, „heute noch kannst du sterben.“ Und auch im heutigen Gleichnis von den bösen Winzern, die die Knechte und den Sohn des Besitzers umbringen, um an dessen Erbe zu kommen, ist dies ein Thema. Jesus hat nie eine Lehre, eine Lebensphilosophie zusammengeschrieben. Aber mit Beispielen aus dem Alltagsleben führt er seinen Zuhörern ein Bild vor Augen, in dem sie sich selbst erkennen können, z.B. das Bild von Pächtern, die versuchen, das was sie erarbeitet haben (die Erntefrüchte) für sich zu behalten. Sie wollen alles haben und sind bereit dafür über Leichen zu gehen. Sie vergessen, dass sie nur Pächter und nicht Besitzer sind.

Wie der Besitzer seinen Weinberg zuerst hergerichtet hat, damit die Pächter darin arbeiten können und so Früchte hervorbringen können, so hat Gott diese Welt erschaffen, in der wir nur Verwalter sind. Mein Leben ist eine Leihgabe - mir anvertraut, um es zu gestalten; um mitzuwirken an der neuen Welt, die Jesus uns vor Augen führt und die Gott will; biblisch gesagt: um Frucht zu bringen; um kreativ die mir geschenkten Talente zu entfalten um so mitzuarbeiten an einem sich in dieser Welt ausbreitenden Reich Gottes. Jesus will uns mit seinem Beispiel die Augen dafür öffnen, wie selbstverständlich wir es oft nehmen, dass es uns gut geht und wir in Frieden leben dürfen; wie sehr wir aber an materiellen Gütern hängen und auf den eigenen Vorteil schauen; wie oft wir vergessen, dass unser Leben nicht nur von unserer eigenen Leistung abhängt, sondern immer ein Geschenk bleibt – eine Leihgabe, an der wir uns freuen können, mit der wir aber auch verantwortungsvoll umgehen müssen.

Der Weinberg ist das Reich Gottes in dieser Welt, der Lebensraum,

Da ist Gottes Reich … da bringen wir die guten Früchte, die Gott von uns verlangt.

Wir beginnen als Christen zu leben, wo wir das Gefühl bekommen haben, dass die Worte von Jesus ein anderes Licht auf unser Leben werfen, unser Herz verändern und wir zu einem anderen Lebensstil übergehen - zum Lebensstil von Jesus selbst. Dort wächst das Reich Gottes.

 

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